Firmenverkauf: Maschinen allein bringen nicht viel

Maschinen allein bringen nicht viel
Axel Stauffenberg erläutert, warum für Unternehmen, die "plötzlich" ohne Nachfolge dastehen, eine Zerschlagung nicht immer sinnvoll ist.

Schnelle Erlöse durch Zerschlagung? Axel Stauffenberg von der Fachgruppe Unternehmensnachfolge im Verband „Die KMU-Berater“ warnt vor zu hohen Erwartungen – und den oft nicht kalkulierbaren Risiken.

Schnelle Erlöse durch Zerschlagung?

Der Chef hat keine Lust mehr. Jahrzehntelang hat er den kleinen mittelständischen Betrieb, einst gegründet vom Vater, durch gute und schlechte Zeiten geführt. Inzwischen ist er längst im Rentenalter und würde gerne den wohlverdienten Ruhestand genießen.

Da die eigenen Kinder völlig andere Berufswege eingeschlagen haben und sich auch firmenintern keine Nachfolge anbietet, sieht er sich notgedrungen nach einer externen Lösung um. Zunächst ist er fest davon überzeugt, dass man ihm den ordentlich laufenden Betrieb sozusagen aus den Händen reißen würde.

Unternehmen “plötzlich” ohne Nachfolge

Doch die ersten zwei, drei Gespräche mit Interessenten laufen nicht so, wie von ihm erhofft. Die jeweiligen Kaufangebote sind aus seiner Sicht viel zu niedrig. Seine verärgerte Reaktion: „Dann verkaufe ich eben alles in Einzelteilen“, ein Schritt, der Arbeitsplätze vernichtet und einen guten Namen verschwinden lässt. Was eine Zerschlagung zudem für den Unternehmer persönlich bedeuten könnte, bedenkt dieser nicht.

Der Fall ist fiktiv, doch Situationen wie diese gibt es in Deutschland derzeit hundertfach: Unternehmen ohne Nachfolge aus dem nächsten Umfeld. „Viele Eigentümer beschäftigen sich nicht beizeiten mit diesem Thema“, weiß Axel Stauffenberg von der Fachgruppe Unternehmensnachfolge im Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e.V.“.

Nachfolge-Suche langwierig

„Plötzlich“ sei man deutlich jenseits der 60 und stehe ohne Zukunftslösung da. Eine Nachfolge-Suche sei in der Regel langwierig. „Da liegt es auf der Hand, den vermeintlich einfachsten Weg zu gehen, um Erlöse zu erzielen“, sagt Axel Stauffenberg. Aber: „Ein kompletter Verkauf in Einzelteilen, also eine Liquidation, ist in den allermeisten Fällen die denkbar schlechteste Lösung.

Wert einer Maschine

Seiner langjährigen Erfahrung nach, so der Berater, bringe eine Zerschlagung wenn überhaupt nur sehr wenig ein. „Eine Drehbank allein ist eben nicht so viel wert wie eine Drehbank innerhalb eines funktionierenden Unternehmens“, nennt er ein anschauliches Beispiel. Eine Maschine allein ist von geringem Wert. Oft wird nur der „Kilopreis“ bezahlt. Reines Know-how kann nicht verkauft werden.

Nachteile einer Zerschlagung

Der Kundenstamm hat nur einen Wert, wenn er weiter bedient werden kann. Heißt: Wenn Personal und Maschine weiter zusammen zur Verfügung stehen. „Nur als Einheit, als Unternehmen kann ein Wert erkannt und somit ein angemessener Verkaufspreis erzielt werden.“

In Zeiten des Immobilienbooms liegen die Hoffnungen nicht zuletzt auf dem Firmengrundstück und den Gebäuden. „Allerdings besteht bei nicht wenigen Gewerbeimmobilien ein gewaltiger Sanierungsstau. Hinzu kommen mögliche Altlasten, deren fachgerechte Entsorgung schnell ein kleines Vermögen verschlingen kann.“ Auch aus bestehenden Arbeits- und Leasingverträgen ergeben sich oft nicht unerhebliche Nachlaufkosten, die geringste Verkaufserlöse bei einer Zerschlagung schnell komplett aufbrauchen.

Fazit

Axel Stauffenberg: „Auch wenn jeder Fall individuell betrachtet werden muss, halte ich es immer für sinnvoll, ein Unternehmen als laufenden Betrieb im Ganzen zu verkaufen. Die Verkaufspreise sind deutlich höher und die langwierige und schwierige Abwicklung bleibt dem abgebenden Unternehmer erspart“.

Axel Stauffenberg
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