Warum KI jetzt Chefsache ist

Warum KI jetzt Chefsache ist

Künstliche Intelligenz (KI) verändert Prozesse, Rollen und Entscheidungen nicht nur in großen Konzernen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stecken riesige Chancen darin, sich mit KI auseinanderzusetzen. Doch oft zeigen sich gerade auf Geschäftsführungs- und Gesellschafterebene viele Vorbehalten – und das aus nachvollziehbaren Gründen.

KI im Mittelstand – wo stehen wir?

Laut dem Statistischen Bundesamt nutzen mittlerweile 20 % der Unternehmen in Deutschland KI-Technologien – ein Plus von 8 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Doch vor allem kleinere Betriebe (10–49 Mitarbeitende) bleiben zurückhaltend: Hier liegt die Nutzungsquote nur bei 17 %.

Besonders auffällig: Während Mitarbeitende KI zunehmend offen gegenüberstehen, wirken viele Geschäftsführende zurückhaltender – und das hat tieferliegende Gründe.

Warum KI gerade für die Geschäftsführung bedrohlich wirken kann

  1. Kontrollverlust & Entscheidungsverlagerung
    KI-Systeme treffen Entscheidungen – schnell, datenbasiert und oft automatisiert.
    → Für die GF kann das wie ein Kontrollverlust wirken: Wer entscheidet hier eigentlich?
  2. Gefahr fürs Selbstbild als Entscheider:in
    Die klassische Führungsrolle basiert auf Erfahrung, Überblick und Entscheidungsstärke.
    → Wenn nun ein System „mitentscheidet“, wird das unternehmerische Selbstverständnis infrage gestellt.
  3. Kompetenzunsicherheit & Imageverlust
    Viele Führungskräfte haben wenig technisches Know-how – die Angst, sich intern als „nicht digital genug“ zu outen, ist real.
    → Besser gar nicht erst anfangen, als Unsicherheit zu zeigen?
  4. Widerstand gegen Veränderungsdruck
    KI zwingt zur Transformation: Prozesse, Abläufe, Machtverhältnisse ändern sich.
    → Wer sich in stabilen Strukturen eingerichtet hat, empfindet das als Bedrohung.
  5. Angst vor Abhängigkeit & Intransparenz
    Algorithmen, Systeme, Schnittstellen – das „Black-Box-Feeling“ bleibt oft bestehen.
    → Viele GFs sind gewohnt, alles im Blick zu haben. KI macht das schwieriger.

In einer Studie der Bertelsmann Stiftung fand ich spannend, dass gerade Geschäftsführende in KMU fürchten, KI könne ihnen Kompetenzen entziehen, Mitarbeitende verunsichern und Vertrauen untergraben – insbesondere dann, wenn sie selbst keine klare Haltung zu KI entwickeln.

Warum KI trotzdem Chefsache ist

Warum KI trotzdem Chefsache ist

Genau weil KI so tiefgreifend in Strukturen, Rollen und Entscheidungen eingreift, gehört sie nicht ins „Technikteam“ oder zur IT ausgelagert – sondern auf die Agenda der Geschäftsleitung.

Denn:

  • Nur wer KI strategisch einordnet, kann sinnvoll priorisieren
  • Nur wer frühzeitig gestaltet, kann Mitarbeitende mitnehmen
  • Nur wer handelt, sichert Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft

Praxisimpuls: Erste Schritte

  1. Potenziale prüfen – Welche Aufgaben sind heute repetitiv, datenbasiert oder fehleranfällig?
  2. Team einbinden – Mitarbeitende haben oft klare Ideen, wo KI entlasten kann
  3. Mut zu kleinen Projekten – Testläufe mit CRM-Tools, Buchhaltungsautomatisierung oder KI-gestützter Angebotsvorbereitung
  4. Förderung nutzen – Programme wie INQA-Coaching unterstützen KMU mit bis zu 80 % Zuschuss

Fazit

KI ist nicht die Aufgabe von IT-Abteilungen – sondern ein Zukunftsthema für die Unternehmensführung.

Gerade wer Verantwortung trägt, muss heute gestalten, was morgen den Unterschied macht. Nicht alles selbst wissen – aber die richtigen Fragen stellen. Nicht jede Technik verstehen – aber die Richtung vorgeben.

Im nächsten Beitrag:

Wie erkenne ich sinnvolle KI-Projekte im Unternehmen – und wie priorisiere ich sie richtig?

 

Verena Fink

Woodpecker Finch GmbH
Geschäftsführende Gesellschafterin