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Rückkehr Donald Trumps – Davos 2025: Was bedeutet das für den europäischen Mittelstand?

Die erneute Präsidentschaft von Donald Trump bringt eine Mischung aus Unberechenbarkeit und klaren Positionen mit sich. Für den europäischen Mittelstand stellt sich nun die Frage, welche Herausforderungen und Chancen sich aus diesem neuen Kapitel der transatlantischen Beziehungen ergeben. Die globale Wirtschaft wird in Davos 2025 versammelt, und eines ist klar: Trump wird alte Konflikte neu beleben und neue Akzente setzen – von Zöllen bis zu Handelsabkommen. Besonders sichtbar wird, wie die Unsicherheit durch Donald Trump die Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft leicht aus der Bahn werfen kann. Es gilt, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und die geschaffenen europäischen Werte und Leitlinien zu verteidigen. Diese haben seit fast 80 Jahren Wohlstand und Frieden gebracht und dürfen nicht von Autokraten und Tech-Milliardären aus den USA zerstört werden.
Worum geht es wirklich und welche Gefahren gibt es für den europäischen Mittelstand?
Die USA und Europa sind gegenseitig die wichtigsten Handelspartner. Ursula von der Leyen bestätigte in ihrer Rede in Davos, dass das Handelsvolumen zwischen Europa und den USA bei etwa 1,5 Billionen Euro liegt, was fast 30% des Welthandels ausmacht. Während Präsident Trump ein Handelsdefizit von 350 Millionen Dollar anführt, widersprechen dies die EuroStat-Daten, die ein Defizit von 201,82 Milliarden Euro aus US-Sicht zeigen. Allerdings gibt es einen Überschuss in der Dienstleistungsbilanz von etwa 104 Milliarden Euro, insbesondere durch digitale Dienstleistungen, die Europa aus den USA bezieht.
Das Handelsbilanzdefizit weist auf eine starke Abhängigkeit der USA von Europa hin, besonders in den Bereichen Automobilindustrie sowie medizinische und pharmazeutische Produkte. Europa bezieht ebenfalls wichtige Produkte aus den USA, wie etwa medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse sowie Erdöl und Erdgas. Im Gegenzug schaffen europäische Unternehmen etwa 3,5 Millionen Arbeitsplätze in den USA, davon 0,9 Millionen allein in Deutschland, hauptsächlich in der Automobilindustrie.
Trotz dieser wechselseitigen Abhängigkeiten ergeben sich Chancen für Europa, ein stärkeres Selbstbewusstsein und besseres Verhandlungspotential zu entwickeln. Besonders in den Bereichen Rohstoffe und Automobilhandel könnten gezielte Schutzmaßnahmen für den Mittelstand von Vorteil sein.
Wie könnte eine ausgeglichene transatlantische Handelsbeziehung aussehen?
Trump erwähnte in seiner Rede die Politik von Präsident William McKinley, der durch höhere Zölle die US-Wirtschaft stärkte. Diese Strategie trug zum Aufbau eines hohen Staatsvermögens bei, das später für bedeutende Investitionen in die Infrastruktur genutzt wurde. Heutzutage wird die Produktion häufig unter Berücksichtigung globaler Wertschöpfungsketten stärker in den USA durchgeführt, was die Zölle auf fertige Produkte weniger relevant macht.
Der Handelsfokus zwischen den USA und Europa liegt im Wesentlichen auf Energie- und Waffenlieferungen. Eine Erhöhung der Militärausgaben in europäischen NATO-Staaten könnte das Handelsdefizit der USA mit Europa verringern. Trump fordert in diesen Bereichen hohe Beiträge von Europa, was auch seine Abwendung von alternativen Energien erklärt. Die USA befürchten, dass der Ausbau der Windkraft in Europa ihre Exporte schädigen könnte.
Für Europa wird es wichtig sein, sich auf eine diverse Energieversorgung aus fossilen Brennstoffen, Windkraft, Solarenergie und Kernkraft zu konzentrieren. Diese Politik sollte jedoch nicht zulasten der Wettbewerbsfähigkeit gehen.
Chancen für den europäischen Mittelstand und die Rolle der Innovationsförderung
Der europäische Mittelstand, der oft als „Hidden Champion“ bezeichnet wird, bietet hochspezialisierte Produkte und Know-how, das in den USA nicht zu finden ist. Daher werden viele mittelständische Unternehmen von möglichen Strafzöllen kaum betroffen sein, da keine Nation ihre eigene Wirtschaft absichtlich gefährden wird. Dies stellt ein wichtiges Verhandlungspotential für Europa und Deutschland dar, die sich gegen die US-Strategie des Protektionismus und Handelshemmnisse stellen können.
Trumps Abneigung gegenüber Handelsabkommen
Trumps Skepsis gegenüber umfassenden Handelsabkommen wie TTIP könnte die Handelsbeziehungen belasten. Dennoch eröffnen Abkommen wie CETA mit Kanada neue Möglichkeiten. Trump hat zudem Bedenken hinsichtlich der Umgehung von US-Zöllen durch Importe über Kanada und strebt eine stärkere Integration Kanadas in die USA an. Trotzdem wird es für Europa wichtig sein, strategische Partnerschaften mit anderen Regionen wie Afrika oder Südostasien, etwa Indien, auszubauen. So könnte Europa seine Abhängigkeit vom US-Markt reduzieren.
Die Bedeutung eines attraktiven Standorts für den Mittelstand
Um den Standort Europa und besonders Deutschland für Unternehmen attraktiv zu halten, müssen Abwanderungstendenzen entgegengewirkt werden. Ein marktorientierter Ansatz in der Energiepolitik sowie ein Bürokratieabbau sind entscheidend. Durch den Fokus auf fossile Energiequellen wird es den USA in der Zukunft ermöglicht, ihre Produkte kostengünstiger zu produzieren. Dies könnte Unternehmen aus Europa dazu verleiten, in die USA zu gehen. Deutschland sollte eine marktorientierte Energieversorgung aus einer Mischung von fossilen Brennstoffen, Sonnen-, Wind- und Kernkraft anstreben, ohne jedoch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu gefährden.
Der Abbau von Bürokratie und Förderung von Innovation
Mit der Unterstützung von Tech-Milliardären wird die Trump-Administration den Abbau bürokratischer Hürden vorantreiben, was in Europa und Deutschland nicht in gleicher Geschwindigkeit erfolgt. Dies bietet jedoch auch Chancen für Europa, insbesondere durch eine Reform der Genehmigungsverfahren und Ausschreibungsprozesse. Es gilt, das Vertrauen in den Markt und den Abbau staatlicher Kontrolle zu fördern. Fördermittel sollten regionaler verteilt werden, um Verwaltungskosten zu senken und gezielte Unterstützung zu bieten.
Wichtiger noch wird es sein, die Ausbildungsstrukturen zu stärken und den Know-how-Vorsprung in Deutschland und Europa zu bewahren. Das duale Ausbildungssystem sowie Universitäten sind zentrale Pfeiler der Wettbewerbsfähigkeit. Zukünftig sollte auch verstärkt in die Entwicklung von KI-Technologien investiert werden, um die Unabhängigkeit von externen Anbietern zu wahren.
Geopolitische Dimensionen und der Ukraine-Konflikt
Der Ukraine-Krieg erfordert eine aktive europäische Verhandlungspolitik. Europa sollte sich nicht von den USA leiten lassen, deren Lösungen möglicherweise nicht mit den europäischen Interessen in Einklang stehen. Europa sollte eine wirtschaftliche Perspektive für die Ukraine innerhalb der EU schaffen, ohne sofort die Diskussion über eine Vollmitgliedschaft zu führen.
Fazit: Den Mittelstand stärken und unabhängig bleiben
Während die Rückkehr Donald Trumps die Schlagzeilen dominiert, sollte Europa nicht von dieser politischen Welle überwältigt werden. Der europäische Mittelstand hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er krisenfest und innovativ ist. Jetzt gilt es, diese Stärken zu nutzen und sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Die zweite Amtszeit von Donald Trump sollte als Gelegenheit genutzt werden, die Wettbewerbsfähigkeit Europas weiter zu steigern und ein stabiles, verlässliches wirtschaftliches Umfeld zu schaffen.
Nur durch Stabilität und eine zukunftsorientierte Politik kann ein Investitionsklima geschaffen werden, das den Mittelstand stärkt und den Wohlstand in Europa langfristig sichert.
Dr. Hartmut Meyer