Wo geht die gastronomische Reise für die ländliche Gastronomie hin?

Dr. Hartmut Heinrich Meyer stellt die sozialen und ökonomischen Veränderungen für die ländliche Gastronomie dar. Im Interview mit Ulrich Zimmermann gibt er konkrete Hinweise, wie Gastronomen darauf reagieren sollten, um zukünftig erfolgreich zu sein. Dr. Hartmut Heinrich Meyer ist Vorstandmitglied und Leiter der Fachgruppe Hotellerie und Gastronomie. Er ist Spezialist für das Gastgewerbe und beschäftigt sich besonders mit der Zukunft von familiengeführten gastronomischen Unternehmen im ländlichen und urbanen Bereich. Das Interview führt Ulrich Zimmermann.

Transkription

[00:00:00.170] – Intro
Die KMU-Berater auf Augenhöhe mit Herz und Verstand, mit Engagement und Erfahrung. Als Bundesverband freier Berater haben wir uns dem Erfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen verschrieben. Viele Herausforderungen brauchen viele Spezialisten. Mit Branchen Know-how und spezialisiertem Fachwissen bringen wir die Professionalisierung Ihres Unternehmens voran. Treffen Sie hier Ihre Berater, die am besten zu Ihnen und Ihren Herausforderungen passen. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Fachgruppe Hotellerie. Wir sprechen mittelständisch.

 

[00:00:39.730] – Ulrich Zimmermann
Für die Gastronomen auf dem Land stellt sich ja die wirklich spannende Frage Wie mache ich denn meinen Landgasthof eigentlich zum Hidden Champion? Wie mache ich den zukunftsfähig? Und darüber rede ich jetzt mit Professor Dr. Hartmut Mayer, der ausgewiesene Spezialist auf dem Thema ist einer der wenigen, die sich wirklich auch mit dem Thema ökologisch und ökologische Zukunft von Landgasthöfen und Land Gastronomie beschäftigen. Erst mal herzlich willkommen Hartmut, bei uns heute hier im Podcast.

 

[00:01:11.350] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, herzlichen Tag guten Tag.

 

[00:01:13.770] – Ulrich Zimmermann
So eine Kneipe läuft doch immer oder so ein Hotel, wird man so denken.

 

[00:01:17.790] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, man hat es immer so ein bisschen im Blick.

 

[00:01:20.350] – Ulrich Zimmermann
Was ist denn anders, dass wir jetzt darüber reden? Wir müssen die zukunftsfähig machen. Wieso ist doch eigentlich neben Corona war doch eigentlich alles gut. Was ist denn sonst noch alles anders?

 

[00:01:30.590] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, im Volksmund sagt man ja immer so schnell Okay, wer wenn nichts wird, wird Wirt. Und dieses Bild ist komplett, hat sich gewandelt. Das sind schon relativ hochprofessionelle Unternehmen heute, die auf dem Lande dort arbeiten und die auch einen sehr, sehr hohen Anforderungsprofil an die Inhaber, an Nachfolger oder eben auch an die Geschäftsführer stellen. Das Besondere natürlich ist doch einfach heute, dass einmal der Gast sehr, sehr Reise erfahren, sehr Gastronomie erfahren ist. Diese Ansprüche steigen. Diese Ansprüche steigen und wir auch einen kompletten Strukturwandel auf dem Lande erfahren. Besonders Corona hat letztendlich gezeigt, dass der ländliche Raum ein sehr, sehr attraktiver Lebensraum ist und dass auch viele jetzt eben wieder aus der Stadt besonders in den Speckgürtel von den Städten ziehen. Weiterhin hat sich unsere Arbeitswelt stark gewandelt. Wir haben, wir reden zum Beispiel im Tourismus von einem sogenannten Workation. Das bedeutet, wir haben drei Arbeitstage, die wir arbeiten, zwei Tage Homeoffice und zwei Tage Wochenende. Und wir hatten eben erlebt, dass ich auf dem Lande eben einfach mehr Freiheit habe. Denn viele waren jetzt auch in den Städten einfach eingesperrt in ihren Wohnungen in einem sehr, sehr engen Lebensraum. Und sie haben einfach erfahren: Wow, ich habe dort Freiheit in dem Bereich. Und die öffentlichen Infrastruktur haben sich dort auch wesentlich verbessert. Außerdem, wenn ich nicht jeden Tag mehr fahren will und habe diese Möglichkeiten, diese Freiheiten, ja, dann nehme ich vielleicht auch mal für drei Tage einen Anfahrtsweg bis zu einer Stunde in Kauf, dann noch mal ins Büro oder zum Arbeitsplatz zu fahren. Denn das zeigt sich ja gerade auf dem Land, dass auch die Immobilienpreise etc. Wahnsinnig gestiegen sind durch Corona. Und es zeigt eben, dass eben doch ein ganz anderes Publikum auch jetzt auf dem Lande kommt, die Reise erfahren sind, die aber auch letztendlich ihre urbanen Ansprüche, weil sie in der Gastronomie auch jetzt an die ländliche Gastronomie stellt. Weiterhin, auf dem Lande haben wir, sehen wir ja immer, oder verbinden wir immer noch mit einer sehr, sehr breit verfächerten Bauernkultur. Aber auch die Bauern bzw. Die Landwirtschaft sind ja heute Agrarökonomen. Sie sind ja nicht mehr der Bauer. Es gibt ja eigentlich nur noch wenige ländliche Betriebe, die in sich ja auch sehr, sehr große und hochkomplexe Unternehmen geworden sind. Aber sie stellen nicht mehr die Mehrheit dar. Auch die wenigen Betriebe, die mit der Landwirtschaft zu tun haben, sind deutlich weniger geworden. Somit haben wir eigentlich mehr urbane Strukturen heute auf dem Land und weniger als solches ländliche Strukturen auf dem Land. Und das überträgt sich natürlich jetzt auch sehr, sehr stark auf die Gastronomie. Diese Anforderung. Ja, da ändert sich viel.

 

[00:04:37.220] – Ulrich Zimmermann
Also ich habe nebenbei auch noch Leute, die sich bei mir im sogenannten Coworking und Coworking Space immer mal wieder für ein paar Monate einmieten. Aber wir sind ja so Minibetrieb. Und wenn man das größer aufziehen würde, also der Markt von Remote arbeitenden jungen Menschen, der ist ja gigantisch. Und wenn man dafür natürlich kein Angebot hat, ist es schwierig. Das wäre aber eine gute Überleitung zu dem Thema Angebot. Wenn wir über Zukunftsfähigkeit reden, so ein paar Erfolgsfaktoren haben wir eben schon genannt. Wie müsste denn so eine Gastronomie, ein Konzept der Zukunft aussehen, dass es sich nicht nur ökonomisch gut trägt, dass es Fachkräfte anzieht und dass es gute Leute anzieht und dass das auch noch ökologisch sinnvoll, nachhaltig aufgestellt ist?

 

[00:05:22.610] – Drop
Auf ein Wort.

 

[00:05:26.290] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer

Also zunächst einmal ist natürlich immer das A und O und warum ich in die Gastrogebiete, die Speisenkarte und die Speisenkarte muss einfach auch alle Ernährungstrends widerspiegeln. Sei es jetzt, dass ich irgendwo Allergiker bin. Natürlich vegetarisch, vegan ist heute Standard.

 

[00:05:44.320] – Ulrich Zimmermann
Leider noch nicht.

 

[00:05:47.620] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Doch, also den Betrieben, den ich jetzt bin oder auch die ich jetzt begleite, ist es letztendlich Standard. Und das zeigt sich ja auch einfach. Wir reden über die Hidden Champions. Das bedeutet eben auch, wenn ich das nicht habe, werde ich das auch nicht. Dann sterbe ich auch mit meinen Gästen. Oder ich habe eben die Chance, mich darauf auszurichten und rein. Wir haben mit den jungen Gastronomen sogar vegetarische, vegane Hochzeiten et cetera entwickelt, die auch dann gebucht werden, wo einfach sogar eben auch die Familien sogar aus den Städten sich mit Bussen aufs Land begeben, dort auch die Trauung durchzuführen und die ganze Feier damit miteinander zu verbinden. Also es wird gesucht und da wird auch für Geld ausgegeben. Also eine Kaufentscheidung ist ja immer eine Relation zwischen den Nutzen empfindend und dem Preis und nicht einfach nur billig zu sein. Das ist immer etwas, was…

 

[00:06:46.250] – Ulrich Zimmermann
Da wird man kein Hittenchampion mit Billig.

 

[00:06:47.000] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, da wird man kein Hittenchampion mit Billig. Aber das sind so Gedankengänge, die einfach eben teilweise bei einigen Inhabern von gastronomischen Betrieben nicht da sind. Weiterhin kann ich natürlich auch sagen Gut, ich, dass ich jetzt auch diese Regionalität, denn ich bin immer ein Botschafter der Region, denn ich komme da ja hin, auch wenn ich aus aus Touristen, auch aus Einheimischen hinkomme und will einfach so die diese Balance finden zwischen einmal den traditionellen Gerichten, die auch diese Region geprägt haben, aber auch teilweise Innovationen, die vielleicht dann doch auch noch mal mit anderen Aspekten ergänzt sind. Denn ich muss mit den Gerichten und auch den Schätzen, die ich dort vor Ort habe, sehr innovativ umgehen, somit die Leute immer wieder neugierig zu machen. So zum Beispiel ist es ein ganz einfaches Beispiel gewesen, mit einem Betrieb, da stand einfach für Jagd, die Familie stand für Jagd etc. Dieses Thema haben wir auch weitergeführt in der Speisenkarte, aber haben jetzt auch ein Hirschbürger. Wir haben das. Wir nehmen dieses Thema dann auch mit Halloween auf, wenn es die Kürbisse gibt etc. So, und das dann eben auch gut vermarktet über die sozialen Netzwerke mit den Bildern. Und ja, da hat eigentlich eher das Problem, dass er zu wenig Sitzplätze hat.

 

[00:08:14.490] – Ulrich Zimmermann

Das ist ein nettes Problem. Also Speisekarte ist, denke ich, ein absolutes Muss. Also das kann ja jeder sofort nachvollziehen. Was musst du da noch tun, damit man hier den Champions in der Gastronomie auf dem Land wird?

 

[00:08:33.760] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, in der BWL haben wir eine ganz große, jetzt gehen wir mal ein bisschen zur ökonomischen Rentabilität und somit auch zu einem Betrieb zukunftsfähig und am Ende auch kapitaldienstfähig zu machen, baut hier immer auf eine Relation aus Produktivität, schafft Rentabilität, schafft Liquidität. Und wir müssen hier eben auch an die Produktivität reingehen. Und ich habe zum Beispiel ein Unternehmen, was wir jetzt auch mit Fördermitteln, da haben wir komplett die Küche umgestellt. Ein großes Thema ist da Cook & Frees. Das heißt, dass ich eigentlich die Vorbereitung der Speisen und den Ausgabeprozess völlig voneinander trenne. Früher, wenn eine Hochzeit gewesen ist, brauchte man natürlich dann, wenn da 200 Mann auf dem Saal saßen, eine Unmenge an Leuten. Unmengen, ja. Und die man vielleicht teilweise auch gar nicht mal heute so bekommt. Aber wir haben das jetzt umgeändert und der Koch kann jetzt sehr, sehr gut bezahlt werden. Deshalb bleibt er da, ist er auch da. Aber er bereitet die Küche oder das Essen, das Dessert etc. Schon am Dienstag und Mittwoch vor und es wird dann eben Schock gefrustet und dann eben wieder punktuell. Es wird nicht warm gemacht, regeneriert. Das ist eine ganz andere Technik, die auf die Monokül Basis etc. geht und dann kann es wieder ausgegeben werden.

 

[00:10:01.790] – Ulrich Zimmermann
Dann entzerren auch die Arbeitszeiten für die für die Mitarbeitenden. Das ist der Stress rausnehmen.

 

[00:10:07.350] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, der Hauptkoch, der ist vielleicht sogar schon dann, wenn das Essen rausgeht, hat er schon Feierabend. Der hat sogar schon sein Wochenende, ohne dass die Gäste irgendjemand was merkt. Wir hatten das jetzt gerade umgestellt und dieser Gastronom sagt früher, früher haben wir, wenn wir eine Hochzeit hatten, haben wir die Tür in den Schild in die Tür gehängt, geschlossene Gesellschaft. Damit galten wir eigentlich für die anderen Restaurantgäste als nicht verlässlich. Dort standen sie für Autos draußen, da brauchen wir gar nicht mehr heute hinfahren. Wenn sie Glück hatten, hatten sie angerufen und das vorher. Heute okay, sie geben das Essen raus und können nebenbei weiterhin noch 60, 70 Mann im Restaurant beglücken. Die Gäste merken das heute kaum noch. Vielleicht mal 10 Minuten, wo es mal ein bisschen stockt. Aber das ist es dann auch schon gewesen. Und das liegt einfach daran, dass sich jetzt diese Prozesse eben trenne und die Sachen wesentlich besser vorbereitet sind, auch im Restaurant etc. So erlaubt es jetzt diesem Restaurant auch einige Sachen vorzubereiten aus Spezialitäten. Zum Beispiel ob ich irgendwo in irgendwelcher Form allergisch bin, wenn ich zum Beispiel kein Mehl oder so weiter haben kann. So, das sind keine großen Geschichten. Da macht man eigentlich auch kein Geld mit, sich auf solche Spezialitäten einzustellen. Aber man darf einfach nicht verkennen, wenn wir essen gehen würden und ich würde jetzt mit meinen Freunden irgendwo essen gehen wollen. Okay, da habe ich einen, der vielleicht allergisch gegen etwas ist.

[00:11:48.670] – Ulrich Zimmermann
Der hat ja keinen Spaß, wenn er nichts kriegt.

 

[00:11:50.290] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Nein, dann würde ich schon sagen: „Okay, das Restaurant können wir nicht nutzen, dann gehen wir vielleicht woanders hin oder machen ganz was anderes. Oder ich lade Sie zu Hause ein. Und das ist dort nicht. Ich weiß, okay, auch er bekommt was, hat eine Chance, genauso mit uns mitzuessen etc. ohne dass es auch an die große Glocke gehängt wird.

 

[00:12:10.180] – Ulrich Zimmermann
Das ist fast so normal. Aber das ist natürlich schon so, wenn man weiß, also in meiner Familie sind relativ viele Vegetarier und klar, die einen essen gerne Fleisch, das ist ja gut, wenn es schmeckt. Also so war in so einem Wildrestaurant. Aber wenn wir Vegetarier dann nichts Leckeres kriegen, dann geht da keiner hin, weil wir wollen ja, dass die alle Spaß haben. Also sie müssen ja beides können.

 

[00:12:27.520] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, und das ist auch ganz wichtig. Auch in den Familienfeiern. Auch selbst die Oma, die ihren 80. Geburtstag feiert und sagt Okay, meine Enkel und Urenkel essen das nicht. Ich brauche was für die. Ich will ja ein harmonisches Familienfest feiern.

 

[00:12:40.390] – Ulrich Zimmermann
Ich bin ja unglücklich, wenn es dann nichts Veganes gibt, weil es gerade trendy ist. Und wenn dann das Enkelchen irgendwie nicht satt da sitzt, hat die Oma keinen Spaß an ihrem Geburtstag.

 

[00:12:47.050] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, aber was ich darauf hinauskomme, ist einfach die Küchentechnik erlaubt mir diese hohe Produktivität, die mir dann auch vielleicht auch noch Zusatzumsätze reinbringt. Das macht mich dann eben die Betriebswirtschaftlich natürlich sehr erfolgreich. Weiterhin identifizieren sich natürlich auch die Mitarbeiter dort wesentlich stärker mit. Okay, ich bin dann ein Zukunftsarbeiter in einem zukunftsfähigen Unternehmen. Wir bieten das alles an. Ich kann da sogar persönlich mich mit identifizieren und Werbung machen. Zum Beispiel diese Betriebe. Das darf man immer nicht verkennen. Die Mitarbeiter suchen eigentlich Mitarbeiter, nicht das Unternehmen. Und wenn die einfach sagen „Wow, okay, ich habe hier ein Unternehmen, da fühlen wir uns wohl, die Gäste fühlen uns wohl. Das ist ein nettes, spaßiges Arbeiten.“ Sie erzählen das weiter. Diese Betriebe haben keine Probleme, Kellner und Köche zu finden, weil sie bekommen noch Bewerbungen und laufen nicht jemand anders hinterher. Das ist also ein ganz großes Thema. Und dann kann man das noch verknüpfen natürlich mit vielen weiteren Instrumenten der Digitalisierung. So zum Beispiel, es dreht sich ja auch immer Dienstpläne, Einsatzpläne. Hier muss die Gastronomie A natürlich auch mal selbst in der Branche arbeiten, denn es gibt in ganz vielen Branchen heute, wenn ich so will, unattraktive Arbeitszeiten, so nach dem Motto Ich arbeite, wenn andere Freizeit haben. Das hat sich ja schon in vielen, vielen Punkten, auch in vielen anderen Branchen sehr, sehr stark aufgeweicht. Und das ist eigentlich auch nicht das Problem. Das Problem ist einfach, ich will es einfach nicht fremdbestimmt haben. Ich will es einfach nicht aufdiktiert haben. So haben wir in diesen Unternehmen über eine App werden einfach die Dienstzeiten freigegeben. Das ist eine kleine Geschichte. Digitale Planung. Okay, super. Ich gehe einfach hin und sage so nächste Woche oder in 14 Tagen, das sind meine Veranstaltungen, die Leute brauche ich alle. Und die Mitarbeiter können sich jetzt auf die Dienstzeiten bewerben, sagen okay, ich möchte Montagnachmittag, ich nehme Dienstagabend, ich nehme Freitagmorgen etc.

 

[00:14:58.770] – Ulrich Zimmermann
Die loggen sich einfach ein.

 

[00:14:59.860] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, ja, super. Und das große Thema ist, die sind alle glücklich, weil sie haben sich ja im Grunde genommen selbst für diese Arbeitszeit am Ende oder haben das Gefühl, sich dafür entschieden zu haben. Das ist das eine. Und ich habe auch eine sehr hohe Verlässlichkeit, weil ich habe mich da ja selbst drum gekümmert. Das passt jetzt auch in meinen persönlichen Lebensrhythmus rein und habe nicht, weil ich es aufgedrückt habe, dann geht das Telefon fünf Uhr und sechs Uhr kommt das Brautpaar oder die Hochzeit und fünf Uhr kommt der Anruf. Ja, ich bin krank. Obwohl man genau weiß, ob es wirklich eine wirklich kranke ist oder nicht. Aber dann steht immer der Gastronom dann immer mit dem Rücken an der Wand. Und das ist ein wesentlich entspannteres Arbeiten. Man merkt es einfach auch am Betriebsklima.

 

[00:15:44.480] – Ulrich Zimmermann
Also das heißt, man muss tatsächlich nicht nur wie wir eben hatten, die ganzen Küchenprozesse seit hunderten Jahren bewährt auf den Kopf stellen und ganz neu denken, sondern auch so was wie Einsatzpläne, attraktives Mitarbeiter, sagen wir mal, nennen wir es lieber Kultur, Marketing ist ja nach draußen, aber eine Kultur schaffen, die für Leute attraktiv ist. Ich will da arbeiten, ich kann da selbstbestimmt oder zumindest teilbestimmt mitarbeiten. Wie ist es mit dem Thema bei Nachhaltigkeit, Energie und Gebäude? Was muss man denn da neu denken, zukunftsfähig auf Dauer zu sein?

 

[00:16:20.820] – Drop
Auf ein Wort.

 

[00:16:22.590] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer

Ja, okay, das ist natürlich die üblichen Instrumente, die man natürlich hat. Da hat ein gastronomisches Unternehmen sogar sehr, sehr viele Möglichkeiten der Wärmerückgewinnung z. B. In einem Hotel, das wir jetzt dort neu entwickelt haben, geht es eben auch darum, dass das Duschwasser wieder die Wärme rausgezogen wird, aus der Küche dort rein. Okay, die neue Küchentechnik ist nicht mehr auf Gas ausgerichtet, sie ist auf Elektrizität ausgerichtet. Ich habe natürlich Photovoltaik dort rein, vielleicht sogar ein eigenes Windkraftwerk in der Nähe. Es gibt da sehr, sehr viele Möglichkeiten, dort rein einfach auch selbst autark zu werden in diesen Punkten. Und das Interessante ist, da scheuen sich eigentlich immer ganz viele Gastronomen, das erlebe ich immer in der Praxis, auch vor den Investitionskosten. Und auch dort braucht man eigentlich einen Lotsen, der einfach auch mal zeigt, welche Fördermittel gibt es eigentlich? Wie entwickelt sich das? Denn wir leben ja jetzt in einem Zeitalter, wo am Ende auch Energie und damit Umwelt kalkulierbar wird. Es wird ja jetzt zu einem Kostenfaktor. Und wenn ich die Kosten quantifizieren kann, dann kann ich auch Investition und die Refinanzierung der Investitionen kalkulieren. Und dann finde ich am Ende auch Argumente, dann auch bei den Finanzgebern, bei den Geldgebern solche Investitionen zu finanzieren. Das war natürlich lange Jahre nicht so. Man hat das einfach aufgrund des billigen Gases, was wir aus Russland hatten etc, war es einfach noch nicht so präsent. Da gab es schon einige Pioniere, während das jetzt natürlich eben auch ein breites Thema ist. Und dieser Faktor, dieser Kostenblock ist heute genauso wichtig wie eben die Personalkosten.

 

[00:18:18.620] – Ulrich Zimmermann
Wir haben ja jetzt schon gesehen, dass das ja sehr komplex ist. Man muss ja relativ viele Bälle in der Luft gemeinsam jonglieren, damit da ein stimmiges Konzept rauskommt. Und er hat es eben schon das Stichwort, da brauchst du einen Lotzen. Und natürlich reden wir ja heute zusammen, weil du so ein Lotse bist mit entsprechenden Vorerfahrungen. Wenn du so ein Hotel begleitest oder auch die nächste Generation einer Hotelfamilie oder eines Betreibers, was sind denn die Aufgaben, die Leistungen, die du den Menschen da an die Seite stellen kannst? Warum? Wie du denen den Rücken freihältst, dass so ein Konzept auch funktionieren kann?

 

[00:19:00.750] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Ja, zunächst einmal gehen wir natürlich dort hinein. Das ist sehr, sehr klassisch. Natürlich, wo steht das Unternehmen? Und besonders was, was herkommen die Gäste eigentlich in das Unternehmen rein? Und welche Gäste kommen gerade nicht, weil sie vielleicht das eine oder andere dort rein. Das ist das erste Thema. Und wo möchte, wie verstehe ich mich selbst als Gastgeber? Oder wie möchte ich eigentlich als Gastgeber gesehen werden? Wie zum Beispiel die Familie, die ich gerade hatte mit dem Wild oder so weiter. Da sind wir für bekannt. Wir sind hier für bekannt. Und dann gerade auch Familienunternehmen, wo ich reinkomme. Ich hatte ein Unternehmen, total witzig, die sagten, da war die Großmutter, das war die 21. Nachfolge, die ich dort gestaltet hatte. Und die sagte schon, okay, meine Herr Meier, okay, das war Beginn der Corona Krise. Dieses Haus hat eben auch schon Könige und Kaiser, hat auch Diktatoren überlebt. Wir werden auch dies hier überleben. Aber wir müssen uns anpassen. Wir müssen uns den Gästen anpassen. Und das hatte sie mit 90 Jahren schon erkannt, dass sich dort etwas ändern muss.

[00:20:25.370] – Ulrich Zimmermann
Taffe Oma, super gut.

 

00:20:25.380] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer

 

Und da geht es letztendlich hin. Und damit werden dann auch vielleicht Geschäftsmodelle sich in einer gewissen Form verändern. So, wenn man dort ist, wo man macht, dann merkt man, dass es auch eine gewisse Neugierde ist. Man muss immer alle in dem Boot mitnehmen, auch die Skepsis. Ich weiß, die mit der Küche, auch die Köche, erst zunächst einmal auch die älteren, aber auch jüngere Köche. Man schiebt das immer so ein bisschen darauf, okay, das sind nur eben Ältere, dass es ein Generationsproblem ist. Das ist es nämlich nicht. Es sind auch Jüngere, die einfach sagen Oh Gott, und das habe ich mir ja ganz anders vorgestellt, so ein bisschen am Herd kochen und ob das alles so funktioniert. So, dann hat man natürlich das, sie einfach erst mal mitzunehmen, einweisen. So gehe ich zum Beispiel hin. Ich habe den Partnerbetrieb, guckt euch das mal da an, guckt euch das da mal an, geht auch bei den Herstellern, macht mal einfach so einen Schulungstag etc. Mit, sie darauf neugierig zu machen. Und dann fangen die auch nach der Investition, fangen sie an zu experimentieren. Und am Ende sagen sie schon nach wenigen Wochen, warum haben wir das nicht früher gemacht?

 

[00:21:31.490] – Ulrich Zimmermann
Guter Punkt. Ja, genau.

 

[00:21:33.150] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Und ich helfe natürlich dann auch dabei bei der Finanzierung der ganzen Geschichte, dass ich dann auch das ökonomische mitmache.

 

[00:21:40.010] – Ulrich Zimmermann
Also die eben aufgezeigten Komplexitäten haben wir ja schon gesehen, dass du da in allen Feldern unterwegs bist. Die nimmst du ihnen ab und begleitest sie dann auf dem Weg. Was ist denn ganz persönlich dein Herzblut dahinter, wenn du dich Gastronomie kümmerst? Was treibt dich denn da an?

 

[00:21:55.910] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Gut, die Gastronomie ist natürlich auch für mich irgendwo in die Wiege gelegt worden. Ich komme aus einem ländlichen Gasthof, wo meine Eltern hatten. Und was mir eigentlich immer Spaß macht, ist einfach, dass ich erleben kann, dass andere Gastronomen oder andere Betriebe, denn eben durch mein Wissen erfolgreich sind. Und diesen Erfolg zu sehen, das ist so etwas, was mich denn immer sehr begeistert.

 

[00:22:29.810] – Ulrich Zimmermann

Das ist schön. Genau. Jetzt haben wir ja schon ein bisschen über 20 Minuten darüber geplauscht. Was wäre denn, wenn man jetzt tatsächlich Gastronom auf dem Land ist oder Übernahme oder Kandidat und sagt Ich will meinen Landgasthof, meine Gastronomie, die will ich zukunftsfähig machen. Ich will Hit and Champions werden. Was wären denn drei Tipps, Denk mal erstens, zweitens, drittens, zuallererst an.

 

[00:23:01.360] – Drop
Drei Praxistipps.

 

[00:23:04.810] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Zunächst einmal einfach daran denken, wirklich Hit & Champions, das habe ich aus Großbritannien, sind kleine, sind kleine, gewendige Unternehmen. Ich muss jetzt nicht immer gleich groß denken, dass ich noch ein Bettenhaus, dass ich noch das anbaue. Das ist überhaupt nicht der Fall. Weil es sind ganz viele, die einfach auch nur 60 Restaurantplätze haben. Aber ich sehe dann auch die Bilanzen, ich sehe auch die betriebswirtschaftlichen Auswertungen, die sind wirklich gut, die schlafen sogar gut. Die haben eigentlich keine Sorgen. Und viele rate ich auch dorthin, erst mal nicht größer zu werden. Um somit einfach auch das Schiff, wie ich immer sage, dann auch zu führen. Das ist das eine, was ich dort reinbringe. Das zweite ist natürlich einfach jetzt eben auch, seine Gäste zu kennen. Wer kommt dort rein? Wen hätte ich gerne? Das ist das dritte. Und das vierte ist, sich eben auch ordentlich als Arbeitgeber aufzustellen.

 

[00:24:12.850] – Ulrich Zimmermann
Perfekt. Dann sage ich erst mal Hartmut, vielen Dank für die Insights und wünsche euch bei den Überlegungen, ein netter Champion auf dem Land zu werden, natürlich eine gute Zeit und vor allen Dingen viel Erfolg und natürlich den richtigen Lotsen an der Seite. Macht’s mal gut.

 

[00:24:29.090] – Dr. Hartmut Heinrich Meyer
Bis bald. Tschüss. Vielen Dank.

 

[00:24:31.640] – Outro
Brauchen Sie noch mehr Infos? Wollen Sie den persönlichen Kontakt aufnehmen? Den Link zu Ihrem KMU-Berater finden Sie in der Beschreibung und unter www.KMU-Berater.de Wir wünschen Ihnen viele Erfolge, unternehmerisch und menschlich. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.