Kleine Gedankenstützen reichen nicht

unternehmenskonzept
Ein durchdachtes, schriftlich fixiertes Unternehmenskonzept mit einer Beschreibung zur Umsetzung in die Praxis ist für jede Firma ein Muss.

Für Ernst Mennesclou vom Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e.V.“ ist ein durchdachtes, schriftlich fixiertes Unternehmenskonzept für jede Firma ein absolutes Muss.

Warum benötigen Firmen ein Unternehmenskonzept?

Herr Mennesclou, dass Existenzgründer ein Unternehmenskonzept brauchen, um Investoren zu überzeugen und öffentliche Fördermittel zu generieren, ist klar.

Sie empfehlen aber auch der Geschäftsleitung etablierter Unternehmen, ein solches Konzept zu erstellen – warum?

Ernst Mennesclou: Zunächst einmal für sich selbst: Bin ich mir als Geschäftsführerin oder Geschäftsführer im Stress und Trott des Alltagsgeschäfts überhaupt noch bewusst, welche Strategie und welche Ziele die Firma eigentlich verfolgen will und soll? Ich bin der festen Überzeugung, dass sich nur auf einer solchen Grundlage die richtigen Entscheidungen treffen lassen, beispielsweise was große Investitionen in Personal und Maschinen angeht.

Strategie und Ziele des Unternehmens

Im Privaten ist das doch eine Selbstverständlichkeit: Wer würde mit seiner Familie in eine andere Stadt ziehen, ohne sich vorher den Aufwand und die Konsequenzen vor Augen geführt zu haben? Weitere Vorteile eines Konzepts: Ich kann leichter erkennen, wenn sich etwas grundsätzlich in die falsche Richtung entwickelt. Nicht zuletzt gibt es mir die Sicherheit, nichts Wesentliches zu vergessen oder aus dem Blick zu verlieren.

Ein solches Konzept muss ein ständiger Begleiter während der gesamten Zeit als Unternehmerin oder Unternehmer sein. Da sich Märkte verändern, muss es natürlich kontinuierlich angepasst werden.

Reicht es denn, wenn ich mir als Geschäftsführer ein paar Gedankenstützen notiere?

Mennesclou: Nein, das reicht nicht. Unter anderem, weil es noch andere Adressaten gibt. Neben Banken können das zum Beispiel Behörden und Netzwerkpartner sein. Eigentlich richtet es sich an alle Menschen, mit denen Sie beruflich in Berührung kommen und die Sie von Ihrem Geschäftsmodell überzeugen wollen.

Unterschiedliche Adressaten eines Konzepts

Daraus ergibt sich ein weiterer wichtiger Punkt: Das Konzept muss allgemein verständlich, seriös und zugleich begeisternd sein: Auf welchen Gebieten ist man der absolute Spezialist? Warum müssen Kunden ausgerechnet bei Ihnen einkaufen? Aus welchen Gründen sind Ihre Produkte oder Ihre Dienstleistung besser als beim Wettbewerb? Ich würde soweit gehen zu sagen: Kein Konzept, kein dauerhafter Erfolg.

Unternehmer haben wenig Zeit: Wie aufwändig ist die Erstellung eines Unternehmenskonzepts?

Mennesclou: Aufgrund der hohen Bedeutung sollte man sich schon die Zeit nehmen, die es braucht. Halbherzige Schnellschüsse sind nicht nur nutzlos, sie könnten sogar gefährlich werden. Stattdessen sollten die Themen detailliert durchdacht werden. Natürlich gibt es auch bei nahezu perfekter Planung Themen, die vielleicht erst später an Bedeutung gewinnen.

Beschreibung zur Umsetzung in die Praxis wichtig

Um aber die Fehlerquote zu minimieren, sollten alle Ideen bis zum fertigen Konzept so genau wie möglich durchdacht und geplant werden. Dabei steht kein Bereich für sich alleine, alle Details müssen wie in einem Puzzle zueinander passen. Bereits ein kleines, aber wichtiges Detail kann die Umsetzung blockieren, manchmal sogar die Existenz gefährden, etwa wenn Kosten zu niedrig eingeschätzt werden. Und ganz wichtig: Im Unternehmenskonzept darf niemals die Beschreibung zur Umsetzung in die Praxis fehlen.

Bislang reden wir von einer schriftlichen Fixierung in Form von Sätzen und Stichpunkten. Unternehmer sind aber Zahlenmenschen…

Mennesclou: Richtig, ebenso wie Bankleute und Investoren. Deswegen müssen neben dem schriftlichen Teil auch alle Berechnungen, die ein Konzept erfordert, ebenso detailliert aufgeführt werden. Von der Gewinnbetrachtung über die Finanzierungsplanung bis zur Auslastung und Liquiditätsberechnung darf nichts fehlen. Auch das muss immer wieder an die Begebenheiten angepasst werden.

Also setze ich mich als Unternehmer ins stille Kämmerlein und erstelle ein Konzept?

Mennesclou: Das Grundgerüst kann gedanklich auf diese Weise entstehen. Aber ohne externe Hilfe geht es meiner Ansicht nach nicht.

Warum nicht?

Mennesclou: Weil jeder alles durch seine eigene, eingefärbte Brille sieht, einschätzt, plant und der Überzeugung ist, dass es der richtige Weg ist. Erst bei der Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln kann die Lage objektiv und genauer beurteilt werden, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.

Hinzu kommt: Auch wenn das Unternehmen noch so klein ist, müssen überlebenswichtige Themen von Fachleuten übernommen werden. Man kann als Gründer nicht für alles Spezialist sein. Wer würde ohne Statiker, Architekten und Handwerker ein komplettes Haus errichten?

Ernst Mennesclou
KMU-Berater
Ernst Mennesclou