Mittelstandsfinanzierung: Aussichten 2015

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Welche Entwicklungen sollten Mittelständler bei ihren Finanzierungs-Überlegungen für 2015 berücksichtigen?

KMU-Berater Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating im KMU-Beraterverband skizziert einige Einflussfaktoren, die Mittelständler beachten sollten und gibt Handlungsempfehlungen.

Nach dem Stresstest ist vor dem Stresstest

Was waren alle Medien gespannt und aufgeregt – vor dem Stresstest der EZB. Jetzt ist das Ergebnis bekannt – und still ruht der See. Warum auch darum kümmern? Die typischen Mittelstandsbanken – nämlich Sparkassen und Genossenschafts-Institute – waren doch gar nicht beteiligt.
Aber auch diese Institute haben teilweise “Stress” mit Basel III. Etliche müssen ihre Eigenkapitalpolster noch weiter auffüllen – und das fällt nicht leicht. Denn:

Alle Institute haben Stress mit der Tiefzinsphase

Die weiter andauernde Tiefzinsphase setzt die Bankerträge immer stärker unter Druck. Alle Institute werden rückläufige Überschüsse aus dem Kredit- und Einlagengeschäft haben. Und diese machen bei den regionalen Instituten in der Regel ca. 75% aller Erträge aus!
Also müssen die Banken und Sparkassen sparen: bei den Kosten und bei den Risiken – d.h. sie werden im Kreditgeschäft noch wählerischer werden. Davon betroffen sind vor allem die Mittelständler mit mittlerer Bonität. Denn dort stellen sich die Banken die Frage, ob sie weitere Kredite noch machen wollen / sollen / dürfen?

Den Finanzierungs-Mix erweitern

Aus Sicht der Fachgruppe Finanzierung-Rating kommt es daher entscheidend darauf an

  • zwei kreditgebende Hauptbankverbindungen zu haben,
  • ergänzende Finanzierungs-Dienstleistungen wie Leasing und Factoring bewusst zu nutzen,
  • auch Internetportale auszuprobieren; dabei ist nicht nur an Crowd-Investing oder -Lending zu denken, die derzeit in der öffentlichen Diskussion im Vordergrund stehen; auch Vermittlungsplattformen wie www.compeon.de sind interessant, denn darüber kommen evtl. Finanzierungs-Anbieter ins Spiel, die bisher noch nicht im Blickfeld lagen.

Die Kerndevise dahinter lautet: Nicht von einer Bank sich abhängig machen, deren Stärke man als Mittelständler nur schlecht einschätzen kann.”Stärke” bedeutet hier: wie “risikotragfähig” ist die Bank (Fachterminus der Bankenaufsicht), d.h. wie viel Kreditgeschäft kann sie vom Volumen und vom Risikogehalt noch schultern?

Aktiv werden, wenn es “eigentlich” nicht nötig erscheint

Die Erweiterung des Finanzierungs-Mix sollten Mittelständler angehen, wenn Sie Zeit und Kraft dazu haben. Das sind genau die Phasen, in denen es in der Finanzierung rund läuft und offenbar gar kein Bedarf für Veränderungen besteht. Denn das ist die beste Zeit, um neue Verbindungen aufzubauen.
Wenn Unternehmen bereits in eine Liquiditätsenge hineinlaufen, ist der Verhandlungsspielraum bereits deutlich eingeschränkt – die Verhandlungsmachtposition meist nicht mehr stark genug.
Auch Wettbewerbsvergleiche sind aus einer Position der Stärke heraus effektiver möglich.
Einen Kurzcheck zu ihrer Bankensituation finden Mittelständler im “KMU-Banken-Barometer” des KMU-Beraterverbandes.

Mittelfristig denken und handeln

Bei Anfragen an die Finanzierungspartner nicht nur das gerade aktuelle Thema ansprechen, sondern die weiteren Finanzierungsperspektiven für die nächsten 12 bis 24 Monate bereits in den Blick nehmen. Das ist auch für die eigene Finanzierungsstrategie wichtig! Nur wenn Sie Ihren Finanzierungsbedarf für die weitere Zukunft abschätzen können, werden Sie aktuell die passenden Entscheidungen treffen 

  • zur Auswahl der Finanzierungspartner
  • zur Stellung von Sicherheiten (oder eben nicht)
  • ggf. auch zur Priorisierung Ihrer Finanzierungsvorhaben