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Nachhaltigkeitsberichte für kleine und mittlere Unternehmen

Inhaltsverzeichnis
ToggleIdee, gesetzliche Vorgaben und praktisches Vorgehen
1. Einleitung
Nachhaltigkeit ist für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sowie Handwerksbetriebe in Deutschland ein wachsender Schwerpunkt. Der Gesetzgeber hat mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der ab 2024 für größere Unternehmen verpflichtend wird. Kleinere Unternehmen, die sich freiwillig darauf vorbereiten möchten, können von diesem Frühstart profitieren, da nachhaltiges Wirtschaften zunehmend zum Wettbewerbsvorteil wird.
Ein Nachhaltigkeitsbericht ermöglicht es KMU, ihre nachhaltigen Maßnahmen sichtbar zu machen und bietet Orientierung in der Umsetzung der ESG-Kriterien Environmental, Social und Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).
Dieser Beitrag zeigt auf, wie KMU und Handwerksbetriebe einen solchen Bericht auf einfache Weise erstellen können, indem sie freiwillige Standards wie den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und den Nachhaltigkeitsnavigator Handwerk nutzen und gleichzeitig gesetzliche Anforderungen erfüllen.
2. Gesetzliche Vorgaben: CSRD und ESRS
2.1. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Die CSRD ist eine EU-Richtlinie, die größere Unternehmen verpflichtet, über Nachhaltigkeitsaspekte zu berichten. Auch kleinere Unternehmen sind betroffen, wenn sie in Lieferketten von größeren Unternehmen involviert sind und diese dann Nachhaltigkeitsberichte von ihren Lieferanten fordern. Es ist vorgesehen, dass ab 2025 die ersten Berichte von größeren Unternehmen auf Basis der CSRD vorgeschrieben werden, eine Umsetzung in deutsches Recht ist aber bisher noch nicht erfolgt. Die Richtlinie zielt darauf ab, Nachhaltigkeitsinformationen genauso wichtig wie Finanzdaten zu machen. Die Nachhaltigkeit wird damit auch als Faktor in das Unternehmensrating durch die Banken einfließen. Generell werden Anforderungen an die Berichterstattung in Bezug auf ökologische, soziale und Unternehmensführungsaspekte gestellt.
2.2. European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
Die ESRS bieten detaillierte Leitlinien zur Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Sie umfassen spezifische Standards zu Themen wie Klimaschutz, Biodiversität, Menschenrechte und Governance. Auch wenn KMU aktuell noch nicht direkt unter die CSRD fallen, können sie sich an den ESRS orientieren, um sich frühzeitig auf künftige Anforderungen vorzubereiten.

3. Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts für KMU und Handwerksbetriebe
3.1. Bestandsaufnahme
Zunächst sollten KMU und Handwerksbetriebe eine Bestandsaufnahme ihrer bisherigen Nachhaltigkeitsaktivitäten vornehmen. Dazu zählen Maßnahmen in den Bereichen Energieeinsparung, Abfallmanagement, umweltfreundliche Produktion, soziale Verantwortung sowie die Einhaltung von arbeitsrechtlichen Standards.
3.2. Analyse der Wertschöpfungskette
Die Analyse der Wertschöpfungskette ist ein zentraler Bestandteil eines Nachhaltigkeitsberichts. KMU sollten ihre gesamten Produktions- und Lieferprozesse daraufhin überprüfen, welche ökologischen und sozialen Auswirkungen entlang der Kette auftreten. Typische Fragen wären:
- Wo entstehen CO₂-Emissionen?
- Wie werden Ressourcen genutzt?
- Welche sozialen Standards gelten bei Lieferanten?
Diese Analyse hilft dabei, sogenannte “Hot Spots” zu identifizieren, also Bereiche, in denen besonders viele negative Auswirkungen entstehen. Daraus lassen sich konkrete Maßnahmen ableiten, um die Nachhaltigkeit der Wertschöpfung zu verbessern.
3.3. Ableitung von Maßnahmen
Auf Grundlage der Wertschöpfungskettenanalyse können KMU und Handwerksbetriebe Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Nachhaltigkeit einleiten, z.B.:
- Energieeffizienz steigern: Einsatz von energieeffizienten Maschinen, Reduktion des Energieverbrauchs.
- Nachhaltige Lieferanten wählen: Auswahl von Lieferanten, die nachweislich nachhaltige Praktiken anwenden.
- Kreislaufwirtschaft fördern: Einführung von Recyclingprozessen und Vermeidung von Abfall.
3.4. Berichterstellung mit Hilfe des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK)
Der DNK bietet einen freiwilligen Rahmen für Unternehmen jeder Größe zur Berichterstattung über Nachhaltigkeit. Er ist besonders geeignet für KMU, da er auf den Prinzipien der Einfachheit und Praxisnähe beruht. Unternehmen berichten über 20 Kriterien, die in die vier Themenfelder Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft unterteilt sind.
KMU können den DNK nutzen, um ihre Nachhaltigkeitsleistung systematisch zu erfassen und zu kommunizieren. Die Berichterstattung nach DNK ist transparent und öffentlich zugänglich, was das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern stärkt.
3.5.Der Nachhaltigkeitsnavigator Handwerk
Der Nachhaltigkeitsnavigator wurde speziell für Handwerksbetriebe entwickelt. Er bietet eine praxisnahe Anleitung zur Einführung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen und zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts. Der Navigator hilft dabei, branchenspezifische Herausforderungen des Handwerks zu berücksichtigen und zeigt leicht umsetzbare Maßnahmen auf.
Ein zentraler Aspekt des Navigators ist die praxisorientierte Unterstützung für Betriebe, die wenig Erfahrung mit Nachhaltigkeit haben. Zudem können Handwerksbetriebe spezifische Förderprogramme nutzen, die ihnen den Einstieg in die nachhaltige Unternehmensführung erleichtern.
4. Verankerung von Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell
Durch den Nachhaltigkeitsbericht können KMU ihre Geschäftsmodelle langfristig zukunftsfähig und wettbewerbsfähig machen. Dies kann durch folgende Veränderungsprozesse geschehen:
- Kundenzufriedenheit erhöhen: Immer mehr Kunden legen Wert auf nachhaltige Produkte und Dienstleistungen.
- Kosten senken: Energie- und Ressourceneffizienz spart Kosten.
- Mitarbeiterbindung verbessern: Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung erhöhen die Attraktivität als Arbeitgeber.
- Neue Geschäftsfelder erschließen: Der Fokus auf nachhaltige Innovationen eröffnet neue Märkte und Kundenkreise.

5. Abgrenzung von Deutsche Nachhaltigkeitskodex zur Gemeinwohl-Ökonomie
5.1 Gemeinwohl-Ökonomie
Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) verfolgt ein umfassenderes Konzept der Unternehmensverantwortung, das auf die Förderung des Gemeinwohls in den Bereichen Umwelt, Soziales und Wirtschaft zielt. Sie bewertet den Erfolg von Unternehmen nicht nur anhand finanzieller Kriterien, sondern auch daran, inwieweit sie zum Gemeinwohl beitragen.
Unternehmen, die nach den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie arbeiten, erstellen eine Gemeinwohl-Bilanz. Diese Bilanz bewertet das Unternehmen anhand ethischer Kriterien, wie es zum Gemeinwohl beiträgt. Der Gemeinwohl-Bericht deckt die Themenfelder Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Mitentscheidung ab. Durch die Quantifizierung des Beitrags zum Gemeinwohl (bis maximal 1.000 Punkte) können Unternehmen sich miteinander vergleichen bzw. die Werte aus der Vorgängerbilanz des Unternehmens als Vergleichsmaßstab angelegt werde.
Ein wichtiger Punkt der GWÖ ist die Zertifizierung im Rahmen eines Audits durch einen unabhängigen Prüfer zur Validierung der Angaben und Ergebnisse. Die Zertifizierung dient als Nachweis, dass es die Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie erfüllt. Die Zertifizierung bringt das Unternehmen auf eine Ebene mit anderen Organisationen, die ethische und soziale Verantwortung in den Mittelpunkt stellen.
5.2 Deutscher Nachhaltigkeitskodex
Im Gegensatz dazu fokussieren sich der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) und der Nachhaltigkeitsnavigator Handwerk stärker auf die Verbesserung der unternehmensinternen Prozesse im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Beide Modelle bieten klare Strukturen und einfache Tools, um Unternehmen bei der systematischen Erfassung und Berichterstattung über Nachhaltigkeit zu unterstützen, ohne dabei zwingend die umfassendere, ethische Perspektive der Gemeinwohl-Ökonomie einzunehmen.
Für KMU und Handwerksbetriebe bieten der DNK und der Nachhaltigkeitsnavigator Handwerk praxisnahe und einfach umsetzbare Werkzeuge, um einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen und nachhaltige Prozesse im Unternehmen zu verankern. Durch die Analyse der Wertschöpfungskette lassen sich Maßnahmen ableiten, die langfristig zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Reduktion ökologischer und sozialer Risiken beitragen. Der frühzeitige Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung bietet den Unternehmen einen klaren Vorteil, auch im Hinblick auf die gesetzlichen Anforderungen durch die CSRD und die ESRS, die auch auf KMU zukommen werden.
Im Gegensatz zur GWÖ sieht der DNK keine formale Zertifizierung vor. Unternehmen, die einen Nachhaltigkeitsbericht gemäß dem DNK erstellen, müssen diesen nicht zwingend von externen Prüfern auditieren lassen. Allerdings wird die Einhaltung der 20 Kriterien des DNK durch das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex auf formale Vollständigkeit geprüft. Diese Prüfung stellt sicher, dass der Bericht alle geforderten Informationen enthält und den Mindestanforderungen des Kodex entspricht.
Während der DNK also keine offizielle Zertifizierung im klassischen Sinne beinhaltet, ist die Prüfung auf Vollständigkeit und Plausibilität dennoch ein wichtiger Aspekt. Diese gewährleistet, dass der Bericht den Transparenzanforderungen gerecht wird und nach den DNK-Kriterien erstellt wurde. Darüber hinaus können Unternehmen freiwillig externe Auditoren hinzuziehen, um die Inhalte und die Aussagekraft ihres Berichts zusätzlich validieren zu lassen.
6. Fazit
Für KMU und Handwerksbetriebe bieten der DNK und der Nachhaltigkeitsnavigator Handwerk praxisnahe und einfach umsetzbare Werkzeuge, um einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen und nachhaltige Prozesse im Unternehmen zu verankern. Durch die Analyse der Wertschöpfungskette lassen sich Maßnahmen ableiten, die langfristig zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Reduktion ökologischer und sozialer Risiken beitragen. Der frühzeitige Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung bietet den Unternehmen einen klaren Vorteil, auch im Hinblick auf die gesetzlichen Anforderungen durch die CSRD und die ESRS, die auch auf KMU zukommen werden.