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Unternehmensfinanzierung zwischen Gefühl und Gefahren

Diese Frage diskutieren die Mitglieder in der Fachgruppe Finanzierung-Rating der KMU-Berater schon seit einiger Zeit – und die Skepsis der Finanzierungsberater wächst. Das zeigen auch die Ergebnisse des KMU-Banken-Barometer 2018. Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe, fasst die Überlegungen zusammen:

Die Ertragslage von Banken und Sparkassen ist und bleibt unter Druck

Die Bundesbank berichtet jeweils im September über “Die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute”. Dabei stellt die Bundesbank seit Jahren rückläufige Erträge fest. Dies ist vor allem der lang anhaltenden Tiefzinsphase geschuldet. Damit sinkt der Zinsüberschuss der Institute ständig – und er macht ca. 75 – 80 % aller Erträge aus. Hinzu kommen oft steigende Kosten durch die Regulatorik.

Banken steuern dagegen

Natürlich steuern Banken und Sparkassen gegen mit:

  • Filialschließungen
  • Fusionen
  • Personalreduzierung
  • Standardisierung
  • Automatisierung von Abläufen bis hin zu
  • Kreditentscheidungen auch für kleinere Unternehmen

Die bisherigen Berichte von Genossenschaftsbanken und Sparkassen zu Ertragsentwicklung im Jahr 2017 scheinen eine Umkehr zu signalisieren: Dank steigender Provisionserträge konnten viele den weiter sinkenden Zinsüberschuss kompensieren. Diese Entwicklung lässt sich aber nicht beliebig verlängern, denn die guten Provisionserträge kamen zu großen Teilen aus Gebührenerhöhungen.

Was das Unternehmen angeht

Unternehmen wird dieser Ertragsrückgang bei ihren Kreditgebern spätestens in der nächsten Konkjunkturdelle treffen: Die Institute werden noch vorsichtiger im Kreditgeschäft werden. Das wird vor allem Unternehmen mit mittlerer Bonität und kleinere Unternehmen treffen.

Die KfW titelte bereits 2017 zu ihrer Unternehmensbefragung: “Kreditzugang bestenfalls stabil – Anzeichen einer Trendwende?”

Problem der Kreditinstitute im nächsten Konjunkturtal: Derzeit haben sie keine Risikokosten dank der guten Konjunktur. Daher können sie mit den sinkenden Gewinnen leben. Im Konjunkturtal werden aber wieder Risikokosten schlagend werden – und dann werden die laufenden Erträge vielfach nicht mehr ausreichen.

Was Unternehmen jetzt tun sollten

Aus Beratersicht ist das derzeit noch gute Finanzierungsumfeld genau die richtige Zeit, um die eigene Unternehmensfinanzierung zukunftsfest zu machen. Auch und gerade weil aktuell bei diesem Thema kein “Leidensdruck” herrscht. Das bedeutet:

  • Die eigene Verhandlungsposition gegenüber den Kreditgebern kennen. Dafür sind drei Indikatoren ausschlagend:
    • Ergebnis des Banken-Rating
    • Ergebnis der Kapitaldienstfähigkeitsberechnung der Bank
    • Ergebnis der Sicherheitenbewertung der Bank und damit Kenntnis des Blanko-Volumens (Summe aller Kreditlinien abzüglich Sicherheiten-Bewertung der Bank)

    Auf dieser Basis kann die Verhandlungsposition realistisch eingeschätzt werden. Wer diese Informationen nicht hat, sollte sie bei seinen Hausbanken erfragen.

  • Den Finanzierungsbedarf für die kommenden ein bis drei Jahre abschätzen – sowohl für Investitionen als auch für Betriebsmittelbedarf (Kreditlinien auf den Geschäftsgirokonten)
  • Die Sicherheitensituation aus der eigenen Perspektive beleuchten: Welche Vermögenswerte (Unternehmen, Privat) wurden schon als Sicherheit gegeben? Sind davon welche zwischenzeitlich “erledigt” und daher frei zu bekommen? Welche sind noch frei? Welche davon könnten ggf. zusätzlich zur Verfügung gestellt werden – welche nicht?
  • Auf dieser Basis eine Finanzierungsstrategie erarbeiten oder aktualisieren mit dem klaren Ziel, die Abhängigkeit von einzelnen Finanzierungspartnern zu verringern und die Finanzierung auf eine möglichst breite Basis zu stellen.

Sollten Unternehmen bei diesen Arbeitsschritten Unterstützung für sinnvoll halten, so finden Sie unter den Mitgliedern des Bundesverband – Die KMU-Berater qualifizierte Finanzierungsberater/innen: www.kmu-beraterboerse.de.

Beratungen zuschussfähig

Ergänzend: Beratungen zur Optimierung der Unternehmensfinanzierung sind zuschussfähig im Rahmen des Bundesprogramms “Förderung unternehmerischen Knowhows”. Die Mitglieder der KMU-Berater sind bereits durch ihre Mitgliedschaft für dieses Förderprogramm zur Unternehmensberatung akkreditiert.

Weitere und vertiefende Beiträge dazu hier in unserer Wissensdatenbank:
  • Für die Kreditinstitute wird es enger – und damit auch für die Unternehmen
  • Jahresabschluss: Spiegelbild der Erfolge und Erfolgsfaktor im Kreditgespräch
  • Ratingnoten der Kreditinstitute realistisch einschätzen und vergleichen
  • Öffentliche Finanzierungshilfen für KMU
  • Bundesbank ermahnt Sparkassen und Volksbanken
  • Unternehmensfinanzierung: Grundlagen für KMU
  • Mittelstandsfinanzierung: Abhängig von einer Bank?

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