Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitszertifikate und CO2-Bilanz – ein Schlüssel zu Fördermitteln für KMUs

Nachhaltiges wirtschaftliches Handeln ist nicht länger eine Wahl. Es wird auch für kleinere Unternehmen, Betriebe und Dienstleister immer wichtiger. Als Mitglied des Arbeitskreises Nachhaltigkeit beim Verband der KMU-Berater wollte Mathias Mundt es wissen. Er ließ eine CO2-Bilanz seines 4-köpfigen Beratungsunternehmens M4 Consulting GmbH erstellen und zertifizieren. Durchaus auch ein Praxistest im Sinne seiner Kunden: Nachhaltigkeitszertifikate können die Türen zu zusätzlichen Finanz- und Fördermittel öffnen.
Nachhaltigkeitszertifikate

Der Klimawandel ist sprichwörtlich ein brennendes Thema unserer Zeit. Um ihn messbar zu machen, gibt es den sogenannten CO2-Fußabdruck, der anzeigt, wie viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid durch bestimmte Prozesse und Routinen entsteht. Große und börsennotierte Unternehmen sind schon seit 2023 verpflichtet, ihren CO2-Fußabdruck in einem Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Aber betroffen sind auch Zulieferer in Lieferketten, die unter die neuen Reporting-Pflichten fallen. Für sie ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihr Geschäftspartner nach ihrem CO2-Fußabdruck fragt – ganz unabhängig von der Größe ihres Betriebs.  Denn in ihren CSR-Reports müssen berichtspflichtige Unternehmen nachweisen, dass auch ihre Lieferanten umweltbewusst agieren.

💡 Gute Gründe also auch für kleinere Betriebe und Dienstleister, sich mit dem Thema zu befassen. Wir von M4 Consulting haben es getan und wollen Ihnen von unserem Weg zur CO2-Bilanz berichten. Es gibt schon viele Anbieter, die Unternehmen dabei unterstützen, sich dem Thema Nachhaltigkeit anzunähern und ihre CO2-Bilanz zu erstellen – Optenda, Plan A, Plant Values etc. Wir entschieden uns für die Schweizer Firma carbon-connect. Insgesamt erfolgte der Zertifizierungsprozess in drei Phasen.

🌱 Phase 1 - Risikoanalyse, Ziele, interne Kommunikation

Phase 1 - Risikoanalyse, Ziele, interne Kommunikation

Am Anfang einer CO2-Bilanzierung steht meist eine Risikoanalyse. Diese schafft Transparenz über die Gefahren fahrlässigen Verhaltens im Bereich Nachhaltigkeit und schärft den Blick, was letztlich die Motivation und die Ziele der CO2-Bilanzierung sind. Die Kategorien können zum Beispiel rechtlich, physisch oder kundenbezogen sein. Welche Auswirkungen hätte eine Verschärfung der EU-Emissionshandel-Regularien auf das Unternehmen? Könnten Kunden oder Geschäftspartner sich abwenden, wenn das Thema Nachhaltigkeit langfristig vernachlässigt wird? Welche Ziele verfolgen wir mit der Zertifizierung, was motiviert uns?

Warum CO2-Bilanz und Nachhaltigkeitszertikat?

Verlangen neue Gesetze oder Stakeholder eine CO2-Bilanz, ist schnell klar, dass die Motivation extrinsisch – von außen auferlegt – ist. Eine intrinsische Motivation könnten sein, als Unternehmen der eigenen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und zur Erreichung der Klimaziele 2030 beizutragen. Die Motivation von M4 Consulting war sowohl intrinsisch als auch extrinsisch. Uns war klar, dass keiner unserer Kunden auf kurz oder lang um das Thema Nachhaltigkeitszertifikate herumkommt.

Sie rückt immer mehr in den Blick nicht nur der Stakeholder, sondern auch der Banken und Kreditinstitute. Um Fördergelder zu erhalten, ist sie oft schon eine Voraussetzung. Mit unserer CO2-Bilanzierung wollten wir ein Zeichen setzen, dass M4Consulting eine Beratungsgesellschaft auf der Höhe der Zeit bietet, die für ihre Kunden alle verfügbaren Mittel auszuschöpfen weiß. Aber natürlich gibt uns unsere CO2-Zertifizierung auch ein gutes Gefühl und wir sind als Team auch intrinsisch motiviert, Unternehmen die Wichtigkeit von nachhaltigem Handeln aufzuzeigen.

Apropos Team – eine CO2-Bilanzierung sollte im Unternehmen natürlich auch kommuniziert werden. Es reicht z.B. ein kurzer Zeit-Slot in einem Meeting, eine E-Mail oder ein Newsletter. So fühlen sich die Mitarbeitenden eingebunden und motivierter, den Prozess und die langfristige Optimierung der Klimabilanz zu unterstützen.

🌱 Phase 2 - Definition von Systemgrenzen

Doch was heißt es nun, Emissionen zu erheben? Welche Bereiche im Unternehmen sollen in der CO2-Bilanz betrachtet werden, welche Informationen und Daten sollen Teil der CO2-Bilanz werden? Hier kommen die sogenannten Systemgrenzen ins Spiel – quasi eine Eingrenzung, welche Abteilungen und Prozesse des Unternehmens betrachtet werden müssen und welche Emissionen bis zu welchem Grad in der Bilanz erfasst werden sollen. In der Regel geht man bei der Festlegung der Systemgrenzen in 3 Schritten vor:

Man legt den Zeitraum der Erhebung fest – etwa das Geschäftsjahr, für das der Bericht erstellt werden soll.

Man definiert die örtliche Dimension der Erhebung, etwa alle relevanten Firmenstandorte, Produktionsgebäude etc., deren Emissionen betrachtet werden sollen.

Man identifiziert Emissionsschwerpunkte des Unternehmens in der Wertschöpfung und ordnet sie in Scope-Kategorien ein. Scope 1 sind direkt vor Ort entstehende CO2-Emissionen (z.B. die Verbrennung fossiler Energieträger), Scope 2 & 3 sind graue Emissionen, die andernorts anfallen.

💡 Die Emissionsschwerpunkte von M4 Consulting waren: Energieverbrauch (Heizen und Strom), Mobilität (Dienstfahrten, Pendelverkehr, Übernachtungen, Pendlerfahrten Mitarbeiter), eingekaufte Waren (Papier- und Wasserverbrauch) und Abfallverwertung. Der Zeitraum der ersten Erhebung war das Geschäftsjahr 2021.

🌱 Phase 3 - Datenerhebung und Errechnung

Nun ging es ans Eingemachte: Die Daten wurdEN zusammengetragen und gelistet. Dafür kann man einen CO2 -Rechner verwenden, aber so einfach dies klingen mag: Für die Erfassung der Zahlen und Daten bietet sich selbst in großen Unternehmen auch eine einfache Excel-Tabelle als gute Lösung an. Stellen Sie fest, dass Sie für einen Emissionsschwerpunkt Ihrer Firma keine verlässlichen Datenquellen haben, so sorgen Sie für eine bessere Datenerhebung in diesem Bereich. So legen Sie die Grundlage für die nächste CO2-Bilanz und müssen sich nicht auf Schätzungen verlassen.

CO2-Bilanz für KMUs – dranbleiben!

Um das volle Potenzial der CO2-Bilanz zu nutzen, müssen diese im Unternehmen natürlich stetig weiterentwickelt und optimiert werden. Datengrundlage verlässlich und ganzheitlich zu gestalten. Die Bilanzierung wird bei M4 Consulting jährlich wiederholt. Schon bei der zweiten Bilanzierung 2022 hatten sich unsere CO2-Emissionen um ganze 25 Prozent reduziert! 2023 nochmals um 10 %. Wir sind gespannt, ob wir auch 2024 diesen guten Standard halten konnten (das Ergebnis steht noch aus).

Anfangs mag die Erstellung einer CO2-Bilanz zwar mühsam erscheinen, doch mit der Zeit werden sich Best-Practices für die Datenerhebung in Ihrem Unternehmen etablieren. Idealerweise wird die CO2-Bilanzierung irgendwann fester Bestandteil des alltäglichen Unternehmensgeschehens – zum Vorteil der Umwelt wie auch Ihrer Firma. Bei uns vergingen von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Zertifikat 3 Monate. Ein übersichtlicher Zeitrahmen, wenn man bedenkt, dass es hier wirklich um eine sinnvolle, wichtige und langfristige Investition geht.

PROJEKTGRUPPE NACHHALTIGKEIT

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Es fehlt aber an konkreten und pragmatischen Umsetzungshilfen für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland. Hier setzt die Projektgruppe NACHHALTIGKEIT des Bundesverbandes Die KMU-Berater an. Der Einstieg für Unternehmen in das Thema soll durch Beratung und Tools erleichtert werden.

Koordination der Projektgruppe

Marc Ackermann

Blog-BEITRÄGE ZU NACHHALTIGKEIT

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